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Paartherapie und Eheberatung RTL- Let´s talk about Sex- Radiointerviews

Was ist „richtig guter Sex“?

Hier der Radiomitschnitt.

Was ist „richtig guter Sex“?

Interview mit Dr. Michael Petery
in der Sendung Let´s talk about Sex bei Radio 89.0 RTL

Richtig guter Sex:
Worauf kommt es im Bett an, damit es gut klappt?

Die Hauptregel gleich zuerst:
Dafür, dass es in einer Beziehung im Bett klappt, ist die wichtigste Voraussetzung, dass es schlicht und ergreifend auch außerhalb vom Bett klappt: sowohl im Miteinander der beiden Partner, aber auch im Leben der beiden Partner je für sich.

Die Sexualität ist ein Kernbereich in der Emotionalität jedes Menschen. Und jede Störung in anderen Lebensbereichen wirkt sich hier aus.

Das beginnt bereits bei äußeren Problemen wie z.B. beruflichem Stress, der bis ins Bett hineinlappen kann, wenn der Kopf einfach nicht mehr abschaltet. Aber auch eigene psychische Probleme, wie zum Beispiel Depressionen oder Zwangsstörungen können die Freude am Sex erheblich beeinträchtigen.

Und noch schwieriger wird der Sex, wenn ungelöste Konflikte mit dem Partner oder der Partnerin anstehen, wenn ein offener Streit besteht oder unausgesprochene Vorwürfe zwischen beiden schwelen.

Solche Probleme außerhalb und innerhalb der Partnerschaft können dazu führen, dass der Sex rein körperlich gar nicht mehr möglich ist und einer oder beide Partner keinen Orgasmus mehr bekommen.

Warum klappt schneller Sex mit Unbekannten?

Interessant ist, dass bei vielen Menschen der schnelle Sex mit einem bzw. einer völlig Unbekannten manchmal besser klappt als mit dem langjährigen Partner. Das liegt daran, dass sich beide so noch in der Illusion wiegen können, den absoluten Traummann oder die absolute Traumfrau zu umarmen: den anderen Menschen in seinen tatsächlichen Eigenarten haben beide noch überhaupt nicht wahrgenommen.

Ähnlich funktioniert auch jede Form der Verliebtheit. Letztlich bin ich zunächst einmal in das Idealbild von einem Menschen verliebt und nicht in die konkrete Person, die ich ja noch gar nicht kenne. In dieser Phase funktioniert der Sex einfach und gut- aber es ist letztlich noch keine tiefe Begegnung mit einem anderen Menschen.

Richtig guter Sex benötigt Zeit, benötigt das gegenseitige Kennenlernen der sexuellen Vorlieben und Fantasien, benötigt auch ein gutes Stück Spielfreude und Spaß am Ausprobieren.

Richtig guter Sex:
Was ist für Männer und was für Frauen wichtig?

So pauschal lässt sich da keine Antwort geben. Jeder Mensch ist unterschiedlich, und das gilt für Männer genauso wie für Frauen. Entgegen dem allgemeinen Klischee gibt es durchaus Männer, die vor allem kuscheln wollen, und Frauen, die im Sex auch härtere Gangarten mögen.

Was allerdings zu beachten ist, dass Männer und Frauen rein anatomisch unterschiedlich zum Orgasmus kommen.

Für die meisten Männer –aber auch nicht für alle- ist der Koitus, also das Eindringen des erigierten Penis in die Scheide der Frau- ein sicherer Weg zum Höhepunkt.

Viele Frauen dagegen bekommen allein durch den Koitus niemals einen Orgasmus. Für sie ist ein ausführliches Vorspiel mit der Erregung der Klitoris entscheidend oder auch die Möglichkeit, die eigenen Schenkel fest zusammenpressen zu können, um so einen Orgasmus zu erreichen.

Dazu kommt dann auch noch ein zeitlicher Unterschied. Frauen benötigen ca. 20 min Vorspiel, um ihren ersten Orgasmus zu bekommen. Dafür können sie danach länger auf dem höchsten Erregungslevel bleiben und ggf. auch noch weitere Orgasmen bekommen.

Männer dagegen kommen bei entsprechender körperlicher Stimulation deutlich schneller zum Orgasmus- und gelangen danach sehr schnell in die sogenannte Refraktärphase, in der die sexuelle Erregung komplett zurückgeht.

Wie kann es im Bett besser funktionieren?

Von der technischen Seite her gesehen, ist es wichtig, dass beide Partner um diese geschlechtsspezifischen Unterschiede beim Sex wissen. Es ist also sinnvoll, dass der Mann seinen Orgasmus erst dann bekommt, wenn die Frau bereits ihren ersten hatte. Sonst besteht die Gefahr, dass der Mann die Lust verliert, bevor es bei der Frau mit der Erregung überhaupt richtig losgegangen ist.

Das traditionelle Ideal, einen gemeinsamen, gleichzeitigen Orgasmus im Koitus anzustreben, ist geradezu ein sicherer Weg, sich beim Sex gegenseitig total unter Druck zu setzen und nur Frust abzubekommen.

Sex funktioniert dann am besten, wenn beide Partner vom jeweils anderen wissen, was der braucht, um glücklich zu sein. Deshalb ist es so wichtig, in einer Beziehung hin und wieder auch über den Sex und über sexuelle Bedürfnisse zu reden. Und das nicht nur beim Sex selber- sondern vielleicht auch einmal in Ruhe auf einem Spaziergang, ohne gleich übereinander her zu fallen.

Dabei könnten dann auch etwas ausgefallenere Themen angesprochen werden, wie z.B. „Was hältst du eigentlich von Fetisch- oder BDSM-Sex?“ Und das, ohne den anderen mit solchen Ideen sofort unter Druck zu setzen.

Sich gegenseitig zu kennen, auch in seinen sexuellen Fantasien, und darüber offen reden zu können- das ist der Königsweg zu richtig gutem Sex, der immer wieder aufregend und spannend ist. Und da kann manchmal auch eine gemeinsame Sexualtherapie das richtige Mittel sein, um wieder zu einem neuen Miteinander zu finden.

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Wenn Sie dazu Fragen haben, können Sie sich gern an mich wenden.

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery
MILF

Vgl. dazu die Artikel

 

Von mpetery

Zuletzt aktualisiert am 19.09.2017.

Ein paar Worte zu meiner Person:
Mein Name ist Michael Petery, bin verheiratet und arbeite in Hildburghausen (30km nordwestlich von Coburg) in meiner Praxis für Psychotherapie gemäß Heilpraktikergesetz.

Studiert habe ich in Tübingen, Paris und Berlin. Bis 2014 war ich am Universitätsklinikum in München-Großhadern tätig als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik für Palliativmedizin und der Professur für Spiritual Care bei Prof. Dr. Eckhard Frick (Pychiatrie) und Prof. Dr. Traugott Roser (ev. Theologie). Daneben habe ich meine Klienten in eigener Praxis in München-Schwabing betreut.

Leitfiguren für meine therapeutische Arbeit sind Carl Rogers (clientenzentrierte Gesprächstherapie), Fritz Perls (Gestalt-Therapie) und Irvin D. Yalom.

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