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Scheidung- und danach nur Depression?

Scheidung und danach nur Depression? Foto © Kichigin19 Fotolia.com

Scheidung- nach Monaten
immer noch unendlich traurig

Seit etwas mehr als einem Jahr bin ich, 43, jetzt von meinem Mann geschieden. Da wir keine Kinder hatten, lebe ich jetzt allein für mich. Meine neue Wohnung ist klein und ziemlich trist- aber mehr kann ich mir einfach nicht leisten.

Meine Freundinnen sagen, dass ich mich völlig verändert habe. Ich komme über meine Traurigkeit einfach nicht hinweg- schließlich war er es, der mich wegen einer anderen verlassen hat. Wütend bin ich eher weniger, dafür fühle ich mich unendlich schlapp und antriebslos. Dazu die ständige Grübelei, was ich eigentlich falsch gemacht habe und was an der Neuen besser sein sollte.

Ich weiß selbst, dass das Nachdenken keinen Sinn macht, und dass ich meiner Beziehung viel zu lange nachhänge. Und obwohl ich ihn eigentlich hassen sollte, fehlt mir mein Mann sehr. Wir hatten doch so viel gemeinsam. Am schlimmsten ist, dass ich mit unserer Beziehung auch unser Zuhause verloren habe: das Haus, die Küche, den Garten… Ich schaffe es einfach nicht, einen wirklichen Neuanfang zu machen.

Wenigstens sind mir die Freundinnen geblieben- und ich kann auch viel mit ihnen gemeinsam unternehmen. Mindestens zweimal die Woche treffe ich mich mit einer von ihnen. Das tut mir gut. Für ein paar Stunden komme ich dann auf andere Gedanken.

Eine meinte neulich, ich könnte mein Single-Dasein doch auch nach Strich und Faden genießen. Es gäbe genügend Männer, die an mir Interesse haben würden. Aber ehrlich gesagt, ich komme mir vor wie eine Witwe, für die es keinen Mann mehr geben kann in diesem Leben.

Ich frage mich echt, wann diese Traurigkeit endlich aufhören wird. Natürlich weiß ich, dass es Zeit braucht, eine solche Scheidungsgeschichte zu verarbeiten: aber irgendwann muss das doch ein Ende haben. Gibt es da irgendeinen Erfahrungswert, wann das so weit ist?

Bettina S. (Name geändert)

Scheidung-
wie lange trauern ist normal?

Hallo Bettina,

vor über einem Jahr haben Sie und Ihr Mann sich scheiden lassen. Deswegen mussten Sie aus Ihrem gemeinsamen Haus in eine kleine Wohnung umziehen. Immer noch sind Sie sehr traurig über die Trennung und fühlen sich schlapp und antriebslos. Sie fragen sich, wie lange ein solcher Zustand andauern kann.

Eine ärztliche oder
psychotherapeutische Diagnose ist nötig

Aus der Ferne ist es schwierig, festzustellen, ob Ihre Traurigkeit sich noch „im normalen Rahmen“ bewegt oder ob dahinter weitergehende psychischer Probleme stehen, die Sie selbst nicht allein lösen können und bei denen eine psychotherapeutische Behandlung notwendig ist.

Ihre Schilderung enthält Elemente, die es möglich erscheinen lassen, dass Sie an einer depressiven Erkrankung leiden, die sich nach Ihrer Scheidung aus einer Anpassungsstörung entwickelt hat.

Weil depressive Erkrankungen -vergleichbar mit einer schweren körperlichen Erkrankung wie z.B. einer Lungenentzündung- nicht mit Hausmitteln geheilt werden können, ist es unbedingt nötig, dass Sie sich in ärztliche bzw. psychotherapeutische Behandlung begeben damit eine genaue Diagnose erstellt werden kann.,

Scheidung-aus einer Anpassungsstörung
kann sich eine Depression entwickeln

Eine Anpassungsstörung kann durch verschiedene Lebensereignisse ausgelöst werden, die für den/die Betroffene/n eine erhebliche Veränderung mit sich bringen, so z.B. Schulwechsel, Heirat, Krankheit, Arbeitslosigkeit- und natürlich auch Scheidung. Typische Symptome einer Anpassungsstörung sind u.a. emotionale Beeinträchtigung, Trauer, Gedankenkreisen und depressive Verstimmung.Eine Anpassungsstörung dauert bis zu sechs Monate und kann sich zu einer depressiven Erkrankung ausweiten. Bei diesem Prozess kommt es oft zu chemischen Veränderungen im Hirnstoffwechsel, die dazu führen, dass der/die Betroffene durch eigene Willensanstrengung nicht mehr aus ihrem Tief herauskommen.

Sollte das bei Ihnen der Fall sein, wäre eine Psychotherapie erforderlich, möglicherweise in Verbindung mit der Einnahme bestimmter Medikamente, die helfen können, eine Störung des Hirnstoffwechsels auszugleichen.

Scheidung- weitere Hilfsmöglichkeiten

Auch unabhängig von der Frage nach einer möglichen psychischen Erkrankung stellt sich die Frage, wie Sie mit den Folgen Ihrer Scheidung umgehen können.

Wichtig ist, dass Sie sich jetzt weiterhin aktiv um Ihre Lebensgestaltung kümmern, auch wenn das schwierig erscheint: Freundschaften und eigene Interessen pflegen, Unternehmungen planen, etwas für den eigenen Körper tun… Denn Sie stehen jetzt nicht nur am Ende des Lebensabschnittes, den Sie in Ihrer Ehe mit Ihrem Mann verbracht haben, sondern auch am Anfang eines neuen Lebensabschnittes, den Sie selbst aktiv mitgestalten können.

Gemeinsam mit einem Therapeuten könnten Sie nach der Abklärung einer möglichen depressiven Erkrankung daher auch über das Thema sprechen, welche Ziele Ihnen in Ihrem Leben jetzt wichtig sind und was Sie tun können, um ihre Verwirklichung zu fördern. Das betrifft auch die Frage, ob und wie Sie noch einmal neu an das Thema Partnersuche herangehen wollen.

Bei weiteren Fragen stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Vgl. zum Thema auch den Artikel
„Trennungsschmerz noch Jahre nach der Beziehung“.

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Trennungsschmerz- noch Jahre nach der Beziehung

Wahrscheinlich werde ich über die Trennung von meinem Exfreund niemals hinwegkommen. Ich habe schon alles ausprobiert: Verzweiflung, Wut, Trauer, erneute Kontaktversuche (von ihm ohne Reaktion), Tagebuch, Erinnerungsstücke wegpacken… Und trotzdem erinnert mich immer noch jede Kleinigkeit an ihn: bestimmtes Essen, Musik, Spazierengehen, meine eigene Wohnung…

Ich wohne zwar in einer Großstadt, aber hin und wieder sehe ich ihn doch- und es zerreißt mir das Herz. Meine Versuche, jemand neuen kennenzulernen, sind bisher jedes Mal gescheitert, weil ich den neuen mit ihm vergleiche- und dann keine Lust mehr hatte auf mehr.

Ich komme insgesamt mit meinem Leben nicht mehr voran: Ich schaffe es zum Beispiel einfach nicht, mich zu meiner Masterprüfung anzumelden und endlich das Studium abzuschließen, obwohl ich längst alle Voraussetzungen erfülle.

Zweimal habe ich schon einen Selbstmordversuch unternommen. Allerdings bin ich beide Male wieder zurückgekommen, weil ich eigentlich nicht wollte, dass alles zu Ende ist, sondern nur, dass die Dinge sich endlich ändern.

Ich habe nie richtig verstanden, warum er sich von mir getrennt hat. Er hat nur irgendetwas gesagt, dass es ihm mit mir zu anstrengend wird… Ich war schon während unserer Beziehung immer schon sehr ängstlich, es könnte auseinandergehen. Schließlich hatte er seine vorherige Freundin wegen mir verlassen.

Inzwischen hat er eine neue Freundin. Und ich komme und komme nicht los von ihm. Kann das sein, dass eine Trennung so lange dauert? Ich will nicht noch mehr Papier vollschreiben oder wegziehen oder irgendeine Beziehung eingehen, bloß um ihn vergessen zu können.

Ob es Sinn macht, dass ich nach fast drei Jahren mit ihm noch einmal ein klärendes Gespräch einfordere?

Kerstin M. (Name geändert)

Trennungsschmerz-
durch ein klärendes Gespräch überwinden?

Hallo Kerstin,

vor bald drei Jahren hat sich Ihr Freund von Ihnen getrennt- und Sie können Ihren Trennungsschmerz nicht überwinden. Sie haben alles ausprobiert, haben sogar zwei Selbstmordversuche hinter sich. Jetzt überlegen Sie, ob ein klärendes Gespräch mit ihm Ihnen helfen kann.

Therapeutische Hilfe wäre besser
als ein Gespräch mit dem Exfreund

Ganz offensichtlich geht es Ihnen nicht gut. Möglicherweise hat Ihr Unwohlsein sogar schon lange vor der Trennung von Ihrem Freund begonnen.

Es wäre sinnvoll, wenn Sie darüber einmal ausführlich mit einem Therapeuten sprechen. Allein Ihre beiden Selbstmordversuche wären dafür Grund genug. Der Therapeut sollte dabei auch abklären, ob bei Ihnen eine depressive Erkrankung vorliegt, zu deren Behandlung ggf. auch ein Arzt hinzugezogen werden sollte.

Ein Gespräch mit Ihrem Exfreund erscheint mir dagegen weniger sinnvoll. Immerhin hat er ja schon mehrfach auf Ihre Kontaktversuche nicht reagiert: Es gibt also keinen Grund, warum das diesmal anders sein sollte. Die Gefahr ist, dass Sie sich durch einen solchen Versuch nur noch einmal mehr selbst frustrieren.

Gut gefällt mir, dass Sie die Sache jetzt aktiv in die Hand nehmen und etwas gegen Ihren Trennungsschmerz tun möchten. Das ist sehr wichtig, denn es hat eindeutig schon genügend lange gedauert, dass Sie sich nicht wohl gefühlt haben. Mithilfe einer Psychotherapie kommen Sie hier bestimmt weiter.

Wenn Sie dazu weitere Fragen haben, können Sie sich gern nochmals an mich wenden.
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery