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Sexuelle Probleme

Voyeurismus- Mein Freund und der Parkplatz

Voyeurismus-
Frauen beim Uninieren überraschen

Voyeurismus
Seit zwei Jahren bin ich mit meinem Freund zusammengezogen. Was ich von Anfang an merkwürdig fand, ist, dass er in der Freizeit immer wieder für ein paar Stunden wegfährt, ohne dass er es recht erklären kann. Ich konnte herausfinden, dass es den Schulfreund, den er angeblich besucht haben wollte, überhaupt gar nicht gibt.

Ich habe ihn zur Rede gestellt und er hat mir gebeichtet, dass er immer wieder mit dem Auto zu einem Parkplatz an der Autobahn fährt, wo es kein Dixie-Klo gibt und hofft, dass eine Frau aussteigt und hinter den Büschen urinieren geht. Er tut dann genau in dem Moment, wo sie in der Hocke sitzt, so, als würde er rein aus Zufall gerade vorbeilaufen, und starrt sie an.

Angrapschen tut er die Frauen nicht, auch nicht vor ihnen onanieren. Aber er genießt die Peinlichkeit der Situation und den Schreck, den sie bekommen. Offenbar so sehr, dass er das mehrmals die Woche tut. Alternativ geht er wohl auch immer wieder in den Stadtwald, in der Hoffnung, dort ein Pärchen beim Sex zu überraschen.

Ich war ziemlich entsetzt, als er mir das erzählte. Ich habe auch darüber nachgedacht, auszuziehen und unsere Freundschaft zu beenden. Aber ich liebe ihn dazu einfach zu sehr.

Er sagt auch, dass er sich ändern will- immer wieder. Aber spätestens nach 2 Wochen ist er dann doch wieder unterwegs zu dem Parkplatz. Neulich habe ich ihn nur kurz zum Einkaufen geschickt- zurückgekommen ist er 5 Stunden später… Anscheinend liebt er seinen Voyeurismus mehr als mich.

Meine Bitte, dass er sich einen Therapeuten sucht, hat er jedes Mal in den Wind geschlagen. Er wäre nicht krank, meint er. Nur machen ihm eben Dinge Spaß, die sich die meisten Menschen einfach nicht trauen.

Irgendwie habe ich die Lust auf Sex mit ihm verloren. Ich weiß nicht, wie ich auf Dauer mit so einem Mann zusammenleben soll. Außerdem hat er, als ich ihm einmal die Trennung angedroht habe, gesagt, dass doch ich die einzig Wichtige in seinem Leben wäre und dass er sich dann ja gleich umbringen könnte, wenn ich ihn verlasse.

Monika Z. (Name geändert)

Voyeurismus-
eine Belastungsprobe für die Partnerschaft

Hallo Monika,

Ihr Freund hat Ihnen gebeichtet, dass er regelmäßig zu einem Autobahnparkplatz fährt, um dort Frauen beim Urinieren zuzusehen. Auch im Stadtwald versucht er Pärchen beim Sex zu beobachten.

Sie selbst haben deswegen keine Lust mehr auf gemeinsamen Sex. Sie lieben ihn aber zu sehr, um sich von ihm zu trennen. Außerdem hat er für diesen Fall mit einem möglichen Selbstmord gedroht. Jetzt wissen Sie nicht, wie Sie auf Dauer mit ihm zusammenleben können.

Voyeurismus- was ist das?

Der Krankheitenkatalog der Weltgesundheitsorganisaion ICD-10 (F.65.3) definiert Voyeurismus als „wiederkehrender oder anhaltender Drang, anderen Menschen bei sexuellen Aktivitäten oder intimen Tätigkeiten, z.B. Entkleiden, zuzusehen ohne Wissen der beobachteten Person“.

Welche Probleme hat Ihr Freund eigentlich?

Für Ihren Freund trifft diese Definition nur teilweise zu. Denn im Fall der urinierenden Frauen am Parkplatz legt er selbst offenbar selbst keinen Wert darauf legt, unentdeckt zu bleiben, sondern tritt den Frauen direkt entgegen, um sie zu beschämen. Hier kommt auch ein aggressiver Zug hinzu, der bei Voyeuren nach der ICD-10-Definition nicht vorhanden ist.

Um hier zu einer genauen Diagnose zu finden, wäre eine eingehendere Untersuchung durch einen Therapeuten notwendig.

Dazu kommt noch die von ihm -allerdings nicht ganz klar- ausgesprochene Selbstmorddrohung. Schon allein deswegen, dass Ihr Freund Ihnen erklärt, mit dem Gedanken zu spielen, sich das Leben zu nehmen, ist unbedingt eine psychologische oder psychiatrische Klärung erforderlich.

Selbstmorddrohungen sind immer ernst zu nehmen und müssen fachlich kompetent begleitet werden (siehe Artikel: Selbstmorddrohung- Wie gehe ich mit damit um?).

Voyeurismus-
Sie können Ihren Freund nicht ändern

Nach Ihrer Schilderung erscheint es fraglich, ob Sie Ihren Freund zu einer Therapie bewegen können. Denn Grundvoraussetzung für einen Therapieerfolg ist persönliches Leiden unter der Krankheit und Krankheitseinsicht.

Und anders als etwa bei einem Exhibitionisten hat ihr Freund eher weniger juristische Konsequenzen zu fürchten, da sich jeder Mensch frei im öffentlichen Raum bewegen darf. In juristische Schwierigkeiten käme ein Voyeur nur dann, wenn er von fremden Personen gegen deren Willen Photos anfertigt.

Letztlich ist der einzige Nachteil, den er zu befürchten hat, dass Sie es nicht mehr mit ihm aushalten und ihn verlassen.

Vielleicht haben Sie an diesem Punkt die Möglichkeit, ihn zumindest gemeinsam mit Ihnen zu einem Besuch beim Therapeuten zu bringen- indem Sie nicht ihn und seine Probleme in den Vordergrund stellen, sondern sagen, dass Sie selbst ein Problem mit Ihrer Partnerschaft haben, das Sie gerne gemeinsam mit ihm in einer Therapie lösen möchten.

Voyeurismus des Freundes-
Wie gehen Sie damit um?

Sie selbst können nicht für Ihren Freund seine Probleme lösen. Das kann nur er selbst. Sie können aber für sich selbst sorgen und dafür, dass es Ihnen selber gut geht. Momentan scheinen Sie da aber selbst in eine ziemliche Sackgasse hineingeraten zu sein:

  • Einerseits schreiben Sie, dass Sie Ihren Freund zu sehr lieben, um sich von ihm trennen zu können,
  • Einen Absatz weiter schreiben Sie, dass Sie nicht wissen, wie Sie mit ihm auf Dauer zusammenleben können.

Ein erster Schritt, um aus dieser Zwickmühle herauszukommen, könnte sein, dass Sie sich, auch ohne Ihren Freund, für ein paar Stunden die Unterstützung durch einen Therapeuten gönnen.

Themen für Ihr Gespräch
mit einem Therapeuten

Im gemeinsamen Gespräch mit dem Therapeuten könnte es dann u.a. um folgende Themen gehen:

  • Was sind meine eigenen Bedürfnisse in einer Beziehung?
  • Was brauche ich, damit mir der Sex in einer Beziehung Spaß macht?
  • Welche sexuellen Aktivitäten meines Partners außerhalb unserer Beziehung kann ich akzeptieren, welche nicht?
  • Was mache ich, wenn ich sexuelle Aktivitäten meines Partners außerhalb der Beziehung nicht akzeptieren kann?
  • Welche Regeln können Partner in einer Beziehung vereinbaren?
  • Was mache ich, wenn mein Partner gemeinsam vereinbarte Regeln immer wieder verletzt?
  • Wie gehe ich damit um, wenn mein Partner mich mit Selbstmorddrohungen erpreßt?

Die Klärung dieser Fragen könnte ein wichtiger Schritt für Sie sein, dass Sie selbst wieder mehr Spielräume für Ihren eigenen Lebensweg finden. Dafür wünsche ich Ihnen alles Gute!

Gern können Sie sich bei weitere Fragen an mich wenden.

Mit freundlichen Grüßen

© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

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BDSM und Fetisch Sexuelle Probleme Sexuelle Wünsche

Mein Mann zieht gerne Frauenkleider an- Wie krank ist das?

Fetisch Frauenkleider Alexej von Jawlensky: Alexander Sacharoff

Frauenkleider-
mein Mann und sein neuer Fetisch

Frauenkleider
Mein Mann trägt gerne Frauenkleider, häufiger am Abend, am Wochenende auch mal tagsüber.

Vor einem Vierteljahr habe ich ihn das erste Mal mit Rock und Stöckelschuhen überrascht, als ich nach Hause kam. In meiner ersten Überraschung habe ich so getan, als wäre das die natürlichste Sache der Welt. Ich habe ihm dann auch erlaubt, sich seine Sachen anzuziehen, wenn die Kinder nicht zuhause sind.

Richtig glücklich bin ich über seinen Fetisch allerdings nicht. Ständig habe ich Angst, dass er sein Zeug irgendwo herumliegen läßt und es dann entweder die Kinder finden oder meine Mutter, wenn sie überraschend zu Besuch kommt.

Ausserdem gefällt mir mein Mann so nicht. Ich finde es weder sexy noch erotisch, ihn in irgendwelchen Dessous zu sehen, sondern einfach nur lächerlich.

Mein Mann gefällt mir nun einmal am besten so, wie ich ihn kennengelernt habe- in Männerbekleidung. Wenn er sich als Frau verkleidet, vergeht mir die Lust auf Sex.

Meistens versuche ich, gute Miene zu machen und lasse ihn einfach so rumlaufen. Denn ich sehe, dass ihm sein neues Outfit offenbar sehr gut gefällt. Er kauft sich ja immer noch weitere Sachen hinzu.

Aber, ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wieviele solche Extravaganzen eine Frau in ihrer Ehe einfach akzeptieren muß.

Kerstin D. (Name geändert)

Frauenkleider bei meinem Mann-
nicht sexy, sondern lächerlich

Hallo Kerstin,

vor drei Monaten haben Sie Ihren Mann das erste Mal dabei überrascht, wie er zuhause Frauenkleider getragen hat. Jetzt macht er es häufiger am Abend und am Wochenende.

Sie selbst haben es ihm zwar erlaubt, Sie fühlen sich aber nicht wohl mit seinem Fetisch. Zum einen, weil sie Angst haben, Ihre Kinder oder Ihre Mutter könnten seine Frauensachen finden, zum anderen, weil Sie ihn in seinem Outfit nicht sexy, sondern lächerlich finden.

Unsicherheit im Umgang mit dem Fetisch

Offensichtlich sind Sie sich unsicher, wie Sie mit dem Fetisch Frauenkleidung bei Ihrem Mann umgehen sollen. Einerseits „erlauben“ Sie es ihm, in Ihrer Gegenwart so herumzulaufen, weil es ihm so gefällt. Andererseits ist es gleichzeitig Ihr Wunsch, dass er -zumindest in ihrer Gegenwart- auf Frauenkleider verzichtet.

Nach Ihrer Schilderung haben Sie beide Schwierigkeiten, klar und offen über das Thema Fetisch und über Ihre wechselseitigen Bedürfnisse zu kommunizieren.

Hilfsmöglichkeiten durch Sexualtherapie

Es könnte sich daher für Sie beide lohnen, hier miteinander wieder ins Gespräch zu kommen. Da es sich beim Thema Fetisch um ein eher heikles Gebiet der Sexualität mit einer großen Verletzungsgefahr handelt, könnte es sinnvoll sein, dass Sie beide sich einen Therapeuten als Moderator gönnen, der Ihnen dabei hilft.

Folgende Fragen könnten bei einem solchen Gespräch wichtig sein:

Fragen an Ihren Mann

  • Können Sie sich vorstellen, was Ihre Frau empfindet, wenn Sie in ihrer Gegenwart Frauenkleider tragen?
  • Was empfinden Sie selbst beim Tragen der Frauenkleider in ihrer Gegenwart? Sexuelle Erregung? Scham? Freude am Gefühl, wie eine Frau auszusehen?
  • Fühlen Sie sich selbst in Frauenkleidern eher schön oder eher gedemütigt?
  • Spielen Sie mit der Möglichkeit, in Ihren Frauenkleidern entdeckt zu werden?
  • Haben Sie sich möglicherweise ein Stück weit darauf ankommen lassen, dass Ihre Frau Sie in Ihrem Fetisch überrascht hat? Lassen Sie es immer noch darauf ankommen, dass auch Ihre Kinder und Ihre Schwiegermutter Ihren Fetisch herausfinden?
  • Wie würden Sie darauf reagieren, wenn Ihre Frau Ihnen das Tragen von Frauenkleidern in ihrer Gegenwart verbieten würde?

Fragen an Sie selbst

  • Können Sie sich vorstellen, was Ihr Mann empfindet, wenn er in Ihrer Gegenwart Frauenkleider trägt?
  • Wie wäre es, wenn Sie Ihre Gedanken über das Tragen von Frauenkleidern offen gegenüber Ihrem Mann aussprechen?
  • Sie haben Ihrem Mann erlaubt, in Ihrer Gegenwart Frauenkleider zu tragen. Was hält Sie davon ab, es ihm wieder zu verbieten?
  • Empfinden Sie bei Ihrer Vorstellung, Ihre Kinder oder Ihre Mutter würden den Fetisch Ihres Mannes herausfinden, möglicherweise ein Stück Genugtuung?
  • Hat sich an Ihren Gefühlen für Ihren Mann dadurch etwas geändert, dass Sie seinen Fetisch kennen?

Themenfelder

Wie die obigen Fragen zeigen, gibt es eine Reihe verschiedener Themen, die in Ihrer Fallgeschichte eine Rolle spielen. Die ersten drei Themenfelder (Fetischismus, Masochismus, Exhibitionismus) könnten eine Klärung bringen, inwieweit das Tun Ihres Mannes durch sexuelle Präferenzen geprägt ist. Im vierten Themenfeld Transvestitismus ginge es darum, inwieweit bei Ihrem Mann weniger ein sexuelles Interesse im Vordergrund steht als vielmehr der Wunsch, sich selbst zeitweise als Frau erleben zu können.

Fetischismus

Dass Männer gern Frauenkleider tragen, ist seit Shakespeare´s Zeiten nichts Ungewöhnliches. Viele Männer empfinden es als erregend, beim Sex weibliche Kleidungsstücke zu tragen.
Zum einen deswegen, weil für sie diese Kleidungsstücke als sexueller Stimulus dienen (klassischer Fetisch), zum anderen, weil sie das mit der Kleidung verbundene Rollenspiel erregend finden: Für heterosexuelle Männer ist das Lustobjekt schlechthin die Frau- in der Verkleidung können sie selbst spielen, ein solches Lustobjekt zu sein.

Masochismus

Das Tragen von Frauenkleidern kann -neben dieser Funktion als Fetisch in klassischem Sinn- auch ein Element der Selbstdemütigung enthalten, insbesondere dann, wenn damit gespielt wird, in diesem Fetisch von anderen entdeckt und der Lächerlichkeit preisgegeben zu werden. In diesem Fall käme zum Fetischismus auch ein gutes Stück Masochismus hinzu: Lust, die daraus gewonnen wird, das andere einem -in diesem Fall psychische- Schmerzen zufügen.

Exhibitionismus

Nach dem Krankheitenkatalog der Weltgesundheitsorganisation ICD-10 F 65.2 gehört zur Definition von Exhibitionismus immer die Entblößung der eigenen Genitalien.
Wenn man Exhibitionismus allerdings in etwas weiterem Sinn als die ungewollte Konfrontation anderer mit sexuellen Handlungen definiert, ist es durchaus ein Akt des Exhibitionismus, wenn Ihr Mann mit dem Risiko spielt, auch von Ihren Kindern und Ihrer Mutter entdeckt zu werden.
Dieser Aspekt ist in Ihrer Geschichte am problematischsten, da er unbeteiligte Dritte, in diesem Fall sogar Minderjährige, in ihrer sexuellen Selbstbestimmung psychisch schädigen kann.

Sexuelle Handlungen müssen immer im gegenseitigen Einverständnis aller Beteiligten stattfinden– ansonsten wird eine Grenze überschritten, die in der Medizin als Störung der Sexualpräferenz bezeichnet wird.

Transvestitismus

Auffällig ist, dass Ihr Mann Frauenkleidung offenbar nicht (nur?) in Verbindung mit sexueller Erregung trägt. Beim rein fetischistischen Transvestismus würde der Wunsch, Frauenkleidung zu tragen, mit nachlassender sexueller Erregung ebenfalls schwinden. Es ist die Frage, ob es sich bei Ihrem Mann möglicherweise um transsexuellen Transvestitismus handelt, d.h., ob sich ihr Mann durch das Tragen von Frauenkleidung zeitweise selbst als Frau erleben will und warum.

Therapeutische Konsequenzen

Die Bearbeitung dieser vier Themenbereiche in der Therapie könnte Ihnen beiden dabei helfen zu verstehen, was es genau bedeutet, wenn Ihr Mann Frauenkleider trägt. Es kann sein, dass es eine rein fetischistische Handlung ist, es kann aber auch sein, dass masochistische und exhibitionistische Tendenzen ebenfalls eine Rolle spielen.

Alternativ dazu kann es sich auch um eine Störung der Geschlechtsidentität Ihres Mannes handeln, geprägt von dem Wunsch, zumindest zeitweise sich selbst als Frau erleben zu können.

Wenn soweit die Motivation Ihres Mannes geklärt ist, wird für Sie die Frage im Raum stehen, wie Sie mit den sexuellen Präferenzen Ihres Mannes umgehen wollen. Hier sind sehr verschiedene Lösungen denkbar: Von einer strikten Absage, dass er in Ihrer Gegenwart Frauenkleidung trägt, bis hin zu spielerischer Integration seines Fetischismus (und ggf. auch seines Masochismus) in Ihr gemeinsames sexuelles Zusammenspiel.

Für Ihren Mann wird sich die Frage stellen, inwieweit er bereit ist, sich in seinem sexuellen Verhalten auch nach Ihren Wünschen zu richten: also in Ihrer Gegenwart keine Frauenkleider zu tragen oder nur dann, wenn Sie es ihm ausdrücklich gestatten.

Wenn Sie möchten, können Sie sich mit weiteren Fragen gern an mich wenden.
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Weitere Infos im Artikel BDSM Beratung und im Artikel Männer und Frauenkleider mit einem Erfahrungsbericht aus Sicht einer selbst betroffenen Partnerin.

. Einen weiteren Artikel zum Thema „Männer in Frauenkleidern- Fetischismus in der Kunst“ finden Sie hier.

Was ist Fetischismus? Dinge als Lustobjekte
BDSM Beratung
und Sexualtherapie
Mein Mann
trägt gerne Frauenkleider
Fetischismus: Im Bett ist er nur ein Schnürpaket
10 Fakten
zum Thema Fetischismus
Transvestitismus-Krankheit oder nicht?
Fetischismus: Selbstbefriedigung im Abendkleid
Unterwäsche-Diebstahl- warum machen Männer das?
Masken, Rollenspiele und Sex
Rauchen als Fetisch

 

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BDSM und Fetisch Sexualtherapie- Fragen, Ablauf, Behandlung, Theorie Sexuelle Probleme

Was ist Fetischismus? Dinge als Objekt der Begierde

Was ist Fetischismus?- Cancan im 19 Jahrhundert
(Louis CHARBONNIER Scala 1897)

Was ist Fetischismus?- Eine Begriffserklärung

Fetisch- vom Götzenbild zum Objekt sexueller Begierde

Der Begriff Fetisch stammt aus dem mittelalterlichen Latein: factīcius beduetet soviel wie unecht, nachgemacht.

Christliche Missionare haben das Wort Fetisch zur Bezeichnung für religiöse Bildwerke der Naturreligionen verwendet, die sie als „unechte“ Götzenbilder brandmarken wollten.

In diesem Sinne „verehrungswürdiger, geheimnisvoller Gegenstand“ ist das Wort Fetisch dann auch in die Sexualwissenschaft gelangt, so bereits im 19. Jahrhundert bei Richard von Krafft-Ebing -allerdings auch mit dem Nebensinn, dass der sexuelle Fetisch genauso wie das Götzenbild eigentlich etwas ist, dass es auszurotten gilt.

Ein sexueller Fetisch ist demnach ein Objekt, welches dazu dient, die sexuelle Erregung zu steigern. Das können bestimmte Kleidungsstücke sein, oft aus bestimmten Materialien (Leder, Latex, Lack…)- der „klassische“ Fetisch. Beispiele hier im Blog finden sich in den Artikeln.

In weiterem Sinne können aber auch bestimmte Körperteile zum Fetisch werden. Beispielsweise kann ein Mann es besonders erregend finden, die Füße einer Frau zu betrachten- und dabei für seine Erregung die Person in ihrer Ganzheit auszublenden. Sigmund Freud hat in seinem Aufsatz über Gradiva („die Schreitende“) dafür ein anschauliches Beispiel gegeben.

Fetischismus- eine psychische Erkrankung?

Der Krankheitenkatalog der Weltgesundheitsorganisation ICD-10 definiert Fetischismus wie folgt:

Gebrauch toter Objekte als Stimuli für die sexuelle Erregung und Befriedigung. Viele Fetische stellen eine Erweiterung des menschlichen Körpers dar, z.B. Kleidungsstücke oder Schuhwerk. Andere gebräuchliche Beispiele sind Gegenstände aus Gummi, Plastik oder Leder. Die Fetischobjekte haben individuell wechselnde Bedeutung. In einigen Fällen dienen sie lediglich der Verstärkung der auf üblichem Wege erreichten sexuellen Erregung (z.B. wenn der Partner ein bestimmtes Kleidungsstück tragen soll).

Damit solcher Fetischismus als Erkrankung beurteilt wird, sollte die Handlung mehr als 6 Monate anhalten und für den Betroffenen oder seine Umgebung mit Leid verbunden sein.

Ein Beispiel dafür wäre, dass der Betroffene nur noch durch den Gebrauch eines bestimmten Fetisch sexuelle Erregung verspürten kann und das selbst gern anders hätte. In diesem Fall könnte der Besuch bei einem Sexualtherapeuten helfen.

Fetischismus-
als Bereicherung des sexuellen Erlebens

Fetischismus, der einvernehmlich in das sexuelle Spiel von Erwachsenen eingebaut wird, hat also keinen Krankheitswert.

Im Gegenteil- viele Menschen empfinden es als Bereicherung ihres Sexuallebens, Fetischobjekte in ihr gemeinsames sexuelles Spiel zu integrieren. In diesem Sinne kann bereits ein hübsches Nachthemd ein Fetischobjekt sein, das mit dazu beiträgt, sexuelle Erregung aufzubauen.

Pornoläden und -versandhäuser bieten eine nahezu unerschöpfliche Vielfalt an Fetischobjekten an: Schuhe, Unterwäsche, Kleidung, Spielzeuge… oft aus besonderen Materialien wie Leder, Lack oder Latex, die speziell für eine Verwendung in sexuellem Zusammenhang produziert sind.

In den letzten Jahren hat sich so wie in den USA und in anderen westlichen Ländern auch in Deutschland eine lebhafte Partyszene von Fetisch-Freunden entwickelt, bei denen das gemeinsame Feiern und Tragen von Fetischkleidung im Mittelpunkt steht.

Was ist Fetischismus?-
Mögliche psychische Ursachen

Eine eindeutige wissenschaftliche Erklärung für das Phänomen Fetischismus fehlt bis heute.

Sicherlich spielt eine entsprechende genetische Veranlagung eine große Rolle. Möglich ist auch, dass sich im Gehirn aufgrund von Lernerfahrungen die Wahrnehmung bestimmter Materialien oder Gegenstände dauerhaft mit dem Gefühl sexueller Erregung verknüpft: durch eine solche Konditionierung kann der betreffende Fetisch dann auch von sich aus sexuelle Erregung hervorrufen.

Die Begeisterung für einen Fetisch kann sich biografisch verändern, d.h. sich neu entwickeln, aber auch abflauen.

Solange Sie an Ihrem sexuellen Erleben Freude haben und niemanden schädigen (weder sich selbst noch andere), gilt der Satz: „Erlaubt ist, was gefällt!“ Ihrer Fantasie sind da aus sexualtherapeutischer Sicht keine Grenzen gesetzt.

Wenn Sie möchten, freue ich mich über Fragen und Kommentare.
© 
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Vgl. auch meinen Beitrag „10 Fakten zum Thema Fetisch und Fetischismus

Was ist Fetischismus? Dinge als Lustobjekte
BDSM Beratung
und Sexualtherapie
Mein Mann
trägt gerne Frauenkleider
Fetischismus: Im Bett ist er nur ein Schnürpaket
10 Fakten
zum Thema Fetischismus
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Partnersuche

Unsicherheit gegenüber Frauen

Unsicherheit gegenüber Frauen-
Jedes Mal eine Abfuhr

Irgendwie habe ich immer Pech mit attraktiven Frauen, schon seit meiner Pubertät. Jedes Mal ist es zu einigen Treffen gekommen, ich hatte von meiner Seite auch immer das Gefühl, dass wir uns gut verstanden haben- und dann ging es doch nicht weiter, meist aus irgendwelchen terminlichen Gründen ihrerseits.

Jetzt habe ich wieder eine wunderhübsche Frau kennengelernt. Gestern waren wir gemeinsam Essen gegangen-ein sehr gemütlicher, netter Abend. Wir haben eine Menge gemeinsamer Interessen festgestellt und konnten uns viel erzählen.

Trotzdem habe ich riesige Angst, dass ich auch sie enttäuscht habe. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass sie sich noch einmal bei mir melden wird.

Vielleicht liegt es an meiner Unsicherheit gegenüber Frauen, nach all den vorherigen Erfahrungen… Aber wie soll ich sicherer auftreten, wenn es jedes Mal nicht klappt?

Markus Z. (Name geändert)

Unsicherheit gegenüber Frauen-
Grund für das Scheitern aller Dates?

Hallo Markus,

gerade hatten Sie ein Date mit einer wunderhübschen Frau, das durchaus vielversprechend verlaufen ist. Aufgrund ihrer Unsicherheit wegen der Vorerfahrungen aus früheren Dates haben Sie Angst, dass es auch diesmal nicht geklappt hat.

Unsicherheit gegenüber Frauen-
eine sich selbst erfüllende Prophezeiung?

Ein ewiger Zirkel: Sie sind unsicher, deshalb klappt das Date nicht. Und weil das Date nicht klappt, werden Sie noch unsicherer. Das könnte man einen richtigen Teufelskreis nennen. Wenn dem so ist, haben Sie tatsächlich Schwierigkeiten, eine Frau zu finden.

Sie können in ein Date schon gar nicht mehr anders hineingehen, als dass Sie sich bereits den negativen Ausgang vorstellen. Gut möglich, dass Ihre Frau am Tisch etwas davon bemerkt, was da in Ihrem Kopf abläuft. Und dass sie es falsch interpretiert, etwa in dieser Art:

Irgendwie ist dieser Mann nicht ganz bei der Sache. Oder er kann sich selber nicht vorstellen, dass wir wirklich zueinander passen. Wenn dem so ist, passen wir wohl wirklich nicht zueinander.

Un auf diese Weise erfüllen Sie Ihre eigene Prophezeiung selbst: eine klassische self-fulfilling prophecy.

Unsicherheit gegenüber Frauen-
Wege aus dem Zirkel

Welche Möglichkeiten gibt es nun diesen Zirkel zu durchbrechen?
Hier gibt es gleiche mehrere mögliche Szenarien:

Sie finden eine Frau, die Sie genau so mag, wie Sie sind

Die einfachste Lösung: Sie finden eine Frau, die Sie inklusive Ihrer Schüchternheit mag. Für Sie vielleicht im Augenblick undenkbar, aber gar nicht so unrealistisch. Nicht jede Frau steht auf forsche Macho-Typen. Und mit etwas Glück haben Sie vielleicht schon gestern Abend genau diese Frau gefunden. Und falls nicht: Weitersuchen lohnt sich! Sie haben nur dann eine Chance, die richtige Frau für Sie zu finden, wenn Sie einfach weitermachen.

Sie üben, die katastrophisierenden Gedanken loszuwerden

Ungeachtet davon, dass obiger Fall sowieso eintreten kann, auch ohne dass Sie sich in irgendeiner Weise verändern: Schaden kann es gewiss nicht, wenn Sie Ihre katastrophiesierenden Gedanken loswerden, wie möglicherweise:

  • Ich enttäusche jede Frau, auch wenn ich es selber nicht merke.
  • Nach einem Date wird sich keine Frau nochmals bei mir melden.
  • Ich finde niemals eine Frau.

Beim Loskommen von solchen eingeschliffenen Denkmustern könnten Ihnen ein paar Stunden Psychotherapie helfen, bei denen Ihnen Ihr Therapeut ein paar Methoden aus der Verhaltenstherapie beibringen könnte, zum Beispiel die Technik des Gedankenstopps. So lernen Sie, Ihre Gedanken an dem Punkt zu unterbrechen, an dem sie ins Negative abgleiten. Das könnte für Sie eine große Erleichterung sein.

Sie daten eine nicht ganz so wunderhübsche Frau

Auffällig ist, dass Sie in Ihrer Schilderung von „attraktiven Frauen“ bzw. aktuell von einer „wunderhübschen Frau“ sprechen.
Vielleicht gibt es irgendeinen Grund dafür, dass Sie sich zwar in gewisser Weise zu genau diesem Frauentyp hingezogen fühlen, sich dann aber letztlich mit genau einer solchen Frau gar keine Beziehung wünschen und die Frau das dann auch spürt?
Tatsächlich ist es schwierig, mit einem Idealbild eine Beziehung aufzubauen- wobei übrigens auch die Frau überfordert ist, die später in der Beziehung auf Dauer dieses Idealbild spielen soll.
Seien Sie also vielleicht nicht ganz so anspruchsvoll- und daten Sie das nächste Mal eine Frau, von der Sie sich vorstellen können, dass Sie gut zu Ihnen paßt- auch wenn sie nicht „wunderhübsch“ ist, sondern „nur hübsch“. Dann brauchen Sie vor dem Date weniger Angst zu haben- und das könnte bereits der Grund sein, dass es dann tatsächlich mit einer gemeinsamen Beziehung klappt.

Wenn Sie weitere Fragen haben, können Sie sich gern nochmals an mich wenden.
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

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Sexualtherapie- Fragen, Ablauf, Behandlung, Theorie

Weiblicher Orgasmus- Jede Frau ist anders

Weiblicher Orgasmus- bunter als allgemein bekannt (Gustav Klimt: Der Kuss (Detail)

Weiblicher Orgasmus-
normalerweise nicht beim Koitus

Weiblicher Orgasmus
Nach dem Mythos vom Normalsex sollte die Frau, möglichst gleichzeitig mit dem Mann, ihren Orgasmus im Koitus erreichen.

Schon 1976 hat die Wissenschaftlerin Shere Hite in ihrem berühmte Buch Hite Report aufgezeigt, dass die Mehrzahl der Frauen beim Koitus nicht zum Orgasmus kommen. Das überrascht nicht, da die Scheidenwand der Frau keine erogene Zone ist und kaum über Nervenverschaltungen verfügt.

Weiblicher Orgasmus-
Klitoris und G-Punkt

Tatsächlich benötigen 70-80% aller Frauen die Stimulation der Klitoris, um zum Orgasmus kommen zu können. Diese Stimulation wird durch den normalen Koitus und die Penetration mit einem Penis nicht erreicht.

Nach neueren Erkenntnissen ist die Klitoris als Organ weitaus größer als allgemein angenommen. Es handelt sich also nicht nur um die von außen sichtbare Klitorisspitze: vielmehr reichen die Nervenenden der Klitoris bis in die Vagina und in die Schenkel hinein: von daher ist die oft anzutreffende Unterscheidung in klitorale und vaginale Orgasmen nicht zu halten.

Eine weitere erogene Zone der Frau ist der G-Punkt an der Scheidenvorderwand, erstmals 1950 beschrieben vom deutschen Arzt Ernst Gräfenberg, aber bis heute noch nicht umfassend wissenschaftlich erforscht (vgl. auch die Dissertation von Anja Lehmann 2007 (Kapitel 1.4.). Viele Frauen erreichen durch die Stimulation des G-Punktes sehr schnell einen Orgasmus, manche Frauen sogar nur auf diese Weise.

Die Art, durch welche Art von Erregung eine Frau zu ihren Orgasmus kommt, ist offenbar genetisch festgelegt, wie eine britische Studien der Royal Society von 2005 mit eineiigen Zwillingen aufgezeigt hat.

Weiblicher Orgasmus- ein individuelles
Zusammenspiel der erogenen Zonen

Der weibliche Orgasmus geschieht also durch ein höchst individuelles Zusammenspiel der verschiedenen erogenen Zonen.

Dadurch läßt sich auch die statistische Beobachtung erklären, dass Frauen mit zunehmendem Alter tendenziell leichter zum Orgasmus kommen: Im Laufe des Lebens lernen sie ihren Körper, seine Bedürfnisse und die persönlichen Stimualtionsmöglichkeiten immer besser kennen.

Dabei kann es biografisch auch Veränderungen geben: so steigt die weibliche Orgasmusfähigkeit Statistiken zufolge nach der ersten Geburt eines Kindes (außer bei Kaiserschnitt).

Weiblicher Orgasmus- die vier Phasen der Lust

Die Psychologen Master und Johnson haben vier Phasen in der sexuellen Reaktion unterschieden (die übrigens analog ähnlich auch für Männer geltenn):

  1. Erregungsphase:
    Puls und Blutdruck steigen.Anschwellen von Klitoris, Schamlippen und Brustwarzen an. Die Geschlechtsteile werden feucht.
    Dauer: wenige Minuten bis zu einer Stunde.
  2. Plateauphase
    Puls und Blutdruck steigen weiter. Weitung der äußeren Schamlippen, eine Schwellung der äußeren Vagina. Weitere Absonderung von Scheidenflüssigkeit.
    Dauer: einige Minuten.
  3. Orgasmusphase
    Nochmalige Steigerung von Puls, Blutdruck und Atemtempo. Möglicherweise kurzer Bewusstseinsverlust. Muskelkontraktionen im unteren Scheidendrittel der Vagina, der Gebärmutter und der Analregion. Beim durchschnittlichen Orgasmus etwa 5 mal, beim intensiven Orgasmus 10-15 mal.
    Dauer: einige Sekunden.
  4. Rückbildungsphase
    Rükkehr zu normalem Puls und Blutdruck. Müdigkeitsgefühle. Rückgang der Schwellung von Schamlippen, Klitoris und Brustwarzen.
    Dauer: individuell sehr unterschiedlich, auch abhängig vom Lebensalter. Von wenigen Minuten bis Stunden.

Weiblicher Orgasmus-
Konsequenz für die Sexualtherapie

Da die Art, wie eine Frau zu ihrem Orgasmus kommt, genetisch festgelegt ist, kann es nicht die Aufgabe einer Sexualtherapie sein, eine Frau zu einer bestimmten Form des Orgasmus hinzuerziehen.

Eine Sexualtherapie kann allerdings eine Frau dazu ermutigen, unterschiedliche Formen des Sex auszuprobieren, um auf diese Weise herauszufinden, was ihr gefällt oder nicht. Und sie kann eine Frau darin bestärken, dass ihre eigene, höchst individuelle Form, einen Orgasmus zu bekommen, immer auch die genau richtige Form für sie ist.

Im Rahmen einer Partnerschaft kommt es dann darauf an, diese individuelle Form der Frau, ihren Orgasmus zu bekommen, so in das gemeinsame sexuelle Zusammenspiel zu integrieren, dass beide Partner an diesem Zusammenspiel Freude und Genuss verspüren. Wobei für die Integration des männlichen Orgasmus im gemeinsamen Sex natürlich das gleiche gilt.

Dabei ist es auch zu beachten, dass die vier Phasen des Orgasmus bei jedem Partner jedes Mal immer wieder unterschiedlich lang dauern können. Wichtig ist, dass beide Partner ausreichend Zeit haben, in ihrem eigenen Rhythmus die Phasen der Lust zu durchleben.

Da ein gleichzeitiger Orgasmus sehr unwahrscheinlich und aus sexualtherapeutischer Sicht kein anzustrebendes Ziel darstellt, sollte der Partner, der seinen Orgasmus bereits erlebt hat und keinen weiteren Orgasmus erleben will, das sexuelle Spiel nicht einfach abbrechen.

Vielmehr sollte jeder dem anderen Partner, so dieser es wünscht, genügend Zeit geben, ebenfalls seinen Orgasmus zu erleben. Wobei nirgendwo festgeschrieben steht, dass beide Partner ihren Orgasmus im Koitus bekommen müssen (vgl. Artikel „Normsex“).

Wenn Sie dazu Fragen haben, freue ich mich über Ihre Nachricht oder Ihren Kommentar.
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Weiblicher Orgasmus-
jede Frau ist anders
Noch nie Orgasmus erlebt-
und das als Frau mit 38
Kein Orgasmus beim Koitus- Bin ich frigide?
Unfähig
zum Orgasmus?

 

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BDSM und Fetisch Sexualtherapie- Fragen, Ablauf, Behandlung, Theorie Vorzeitiger Samenerguss

Normal oder nicht?- Normen für den Sex

Normal oder nicht? (Henri de Toulouse-Lautrec: Der Kuss (Detail)

Normal-
die Vorstellung vom erlaubten Normsex

normal
Leider gibt es in unserer Gesellschaft immer noch zahlreiche, oft sogar unbewußte Normen in Bezug auf Sex, die sexualtherapeutisch keinen Sinn machen und bei den Betroffenen viel sexuelle Lebensfreude zerstören können.

Eine solche „Normsex“-Vorstellung könnte etwa so aussehen:

  1. Sex nur zwischen Mann und Frau
    (möglichst miteinander verheiratet)
  2. Kurzes sexuelles Vorspiel mit Umarmung und Kuss
  3. Gang ins Schlafzimmer,
    Sex findet nackt und auf der Matratze statt
    (am besten im Dunkeln und unter der Bettdecke)
  4. Mann dringt mit seinem Glied in die Vagina der Frau ein.
  5. Frau bekommt einen Orgasmus, Mann (möglichst gleichzeitig, aber erst nach einer gewissen Dauer) auch.
  6. Beide duschen und wenden sich anderen Beschäftigungen/Themen zu.

Eine Normierung des Sex nach diesen Vorgaben verengt die Möglichkeiten des Sex erheblich.

Für viele Menschen ist die Einhaltung dieser Vorgaben allein aus körperlichen/genetischen Gründen überhaupt nicht möglich.

Die meisten Frauen können rein körperlich unter diesen Vorgaben nicht zum Orgasmus kommen (siehe Artikel Weiblicher Orgasmus). Viele Männer bekommen ihren Orgasmus zu schnell und können daher die Frau nicht befriedigen (Ejaculatio praecox- vorzeitiger Samenerguss).

Normal oder nicht normal-
die Verbotsliste des Normsex

Als verboten bzw. zumindest problematisch erscheinen aus der Sicht des Normsex unter anderem:

  • Homosexualität
  • Fetischismus
  • BDSM
  • Onanie/Selbstbefriedigung
  • Sex, der nicht im Schlafzimmer stattfindet
  • jeder Orgasmus, der nicht im Koitus passiert
  • jeder Orgasmus, der „zu früh“ passiert

Normal oder nicht normal- beim Normsex
zählt nur der Orgasmus des Mannes

Eine weitere Vorgabe des Normsex ist es, dass der Mann zwingend während des Koitus zu kommen hat- und zwar in einer Zeit, die mindestens einige Minuten dauert, aber auch nicht deutlich über einer Viertelstunde liegt.

Kommt der Mann nach den Vorgaben des Normsex zu früh, ist das eine Krankheit, also ein vorzeitiger Samenerguss (ejaculatio praecox). Kommt er gar nicht, hat gar kein „richtiger Sex“ stattgefunden und der Mann gilt als impotent. (Das katholische Kirchenrecht, das die Scheidung streng ablehnt, erklärt bei einem solchen Ehehindernis auf Antrag sogar eine kirchlich geschlossene Heirat für ungültig.)

Nach den Vorgaben vom Normsex ist also Sex, bei dem der Mann nicht im Koitus seinen Orgasmus bekommt, überhaupt kein Sex.

Erstaunlicherweise ist die umgekehrte Frage, ob die Frau beim Koitus einen Orgasmus bekommt oder nicht, für den Normsex kein Kriterium. Auch wenn nur er kommt und sie nicht: das ist aus der Sicht des Normsex immer noch Sex.

Richtig schlimm wird es dagegen, wenn sexuelle Handlungen nicht einzig und allein den (ehelichen) Koitus und den Orgasmus im Koitus zwischen Mann und Frau anstreben. Alle solchen Normabweichungen gelten dann als Perversion.

Normal oder nicht normal-
Kuschelideale der 60er und 70er Jahre

Die sexuelle Revolution im Rahmen der Studentenbewegung der 60er Jahre hat die Vorstellungen des bis dahin weitgehend geltenden Normsex heftig in Frage gestellt.

Gleichzeitig wurden allerdings neue Normen aufgebracht, die bewußt oder unbewußt viele Menschen auch heute noch stark im sexuellen Bereich beeinflussen. Demnach gilt -hier zur Verdeutlichung etwas überspitzt formuliert- folgendes sexuelles Ideal:

  • Sex findet spontan statt zwischen zwei Menschen, die nicht nur sexuell, sondern auch ideell miteinander verbunden sind
  • Sex ist zärtlich und liebevoll, niemals gewaltsam („Kuschelsex“)
  • Sex passiert „wie von selbst“, wenn beide Partner völlig entspannt sind

Auch mit der Norm vom Kuschelsex ist alles verboten und ausgegrenzt, was nicht zwischen zwei Partnern stattfindet (also Onanie) oder nicht ganz so zärtlich daherkommt (also BDSM).

Normal oder nicht normal-
eine sexualtherapeutische Sicht

Der Nachteil sexueller Normvorstellungen -ganz gleich ob es der traditionelle Normsex ist oder die Norm vom Kuschelsex- ist, dass solche Normen zwar ein Ideal einer Epoche ausdrücken können, aber konkret bei den wenigsten Menschen richtig stimmig sind.

Jeder Mensch ist in seinen sexuellen Möglichkeiten und Wünschen unterschiedlich- und kann sich immer wieder in seinem Leben verändern. Wer sehr stark von sexuellen Normen geprägt ist, läuft Gefahr, die eigene Sexualität als unstimmig in Bezug auf diese Normen zu erleben. Daraus können sich vielfältige Probleme im eigenen Sexualleben entwickeln: Ängste, Minderwertigkeitsgefühl etc.

In vielen Therapien geht es daher weniger darum, sexuelle Probleme in engerem Sinn zu lösen. Weit häufiger ist das wichtigste Thema einer Sexualtherapie, den Klienten/die Klientin dabei zu unterstützen, sich von bestimmten, nicht zu einem passenden Vorstellungen vom Normsex zu lösen und der eigenen Sexualität Raum zu geben, die in den meisten Fällen nicht den Vorgaben des Normsex genügt.

Für die Frage, ob ein Mensch aus der Sicht der Sexualtherapie „normal“ ist, genügt es, zwei kurze Fragen zu stellen:

  1. Bin ich dazu fähig, ein erfülltes Sexualleben zu führen?
  2. Fügt mein Sexualleben mir selbst oder anderen Menschen einen Schaden zu?

Sobald Sie die erste Frage mit Ja und die zweite mit Nein beantworten können, ist aus der Sicht des Sexualtherapeuten alles in Ordnung.

Sollte das nicht der Fall sein, könnte sich der Gang zum Sexualtherapeuten lohnen.

* * *
Wenn Sie möchten, freue ich mich über Fragen und Kommentare.
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Kein gemeinsamer Orgasmus
ein Problem für die Liebe?
Normen für den Sex-
Hindernis für die Sexualität?
Normal oder nicht? Lautrec: Der Kuss
Kein Sex mehr in der Ehe-
Was tun?

 

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Orgasmus und Orgasmusprobleme

Unfähig zum Orgasmus- sexuell nicht normal?

Unfähig zum Orgasmus-
alles probiert, doch es klappt nie

Seit gut zwei Jahren habe ich meinen neuen Freund, mit dem ich mich hervorragend verstehe. Einziges Problem: Ich habe noch nie einen Orgasmus mit ihm gehabt (übrigens auch vorher noch nie mit meinen ersten Freund).

Mittlerweile ist es so, dass ich es nicht einmal mehr mag, wenn mein Freund mich unten berührt oder leckt. Statt eines Orgasmus geht es genau umgekehrt. Es dauert nicht einmal eine Minute, da fühle ich mich unwohl und habe nur noch das Bedürfnis, dass er mich da unten endlich in Ruhe läßt. Das ist blöd, dass ich kein einziges Mal auch nur annähernd einen Orgasmus hatte!

Sonstige Zärtlichkeiten und den Koitus mit ihm mag ich sehr. Dadurch erregt er mich auch, allerdings bin ich niemals so weit, dass ich auch selber komme. Vielmehr warte ich darauf, dass er kommt, und bin dann selbst komplett unbefriedigt.

Wir haben schon alles Mögliche probiert: diverse Dildos, Sextoys usw., auch verschiedene Stellungen. Alles ohne Erfolg.

Übrigens bin ich nicht komplett orgasmusunfähig- Selbstbefriedigung klappt bei mir immer bestens. Allerdings denke ich da an alles Mögliche, nur nicht an ihn.

Ich frage mich allmählich, ob er überhaupt der Richtige für mich ist. Wenn ich einen Mann richtig lieben würde, müsste ich doch auch einen Orgasmus bekommen???

Oder bin ich irgendwie nicht ganz normal?

Susanne K. (Name geändert)

Unfähig zum Orgasmus-
und sexuell nicht ganz normal?

Hallo Susanne,

Sie haben seit zwei Jahren einen neuen Freund, Sie verstehen sich hervorragend mit ihm. Der Koitus mit ihm macht Ihnen Spaß und erregt sie- einen Orgasmus bekommen sie trotz all dem nicht. Jetzt zweifeln Sie daran, ob er überhaupt der Richtige für Sie ist oder ob Sie „nicht ganz normal“ sind.

Bin ich mit in meiner Sexualität normal?

Für die Frage, ob ein Mensch aus der Sicht der Sexualtherapie „normal“ ist, genügt es, zwei kurze Fragen zu stellen:

  1. Bin ich dazu fähig, ein erfülltes Sexualleben zu führen?
  2. Fügt mein Sexualleben mir selbst oder anderen Menschen einen Schaden zu?

Sobald Sie die erste Frage mit Ja und die zweite mit Nein beantworten können, ist aus der Sicht des Sexualtherapeuten alles in Ordnung.

Leider gibt es in unserer Gesellschaft immer noch zahlreiche weitere, oft sogar unbewußte Normen in Bezug auf Sex, die sexualtherapeutisch keinen Sinn machen und bei den Betroffenen viel sexuelle Lebensfreude zerstören können.

Der Normsex

Eine solche unausgesprochene gesellschaftliche Norm, die viel persönliches Leid anrichten kann, ist die Vorgabe, wie Sex auszusehen hat:

  1. Sex nur zwischen Mann und Frau
    (möglichst miteinander verheiratet)
  2. Kurzes sexuelles Vorspiel mit Umarmung und Kuss
  3. Gang ins Schlafzimmer,
    Sex findet nackt und auf der Matratze statt
    (am besten im Dunkeln und unter der Bettdecke)
  4. Mann dringt mit seinem Glied in die Vagina der Frau ein.
  5. Frau bekommt einen Orgasmus, Mann (möglichst gleichzeitig) auch.
  6. Beide duschen und wenden sich anderen Beschäftigungen/Themen zu.

Eine Normierung des Sex nach diesen Vorgaben verengt die Möglichkeiten des Sex erheblich.

Für viele Menschen ist die Einhaltung dieser Vorgaben allein aus körperlichen/genetischen Gründen überhaupt nicht möglich.

Formen des weiblichen Orgasmus-
jenseits vom Normsex

Das kann -möglicherweise- auch für Sie gelten. Es gibt viele Frauen, bei denen der Orgasmus nicht durch die äußere Reizung der Klitoris ausgelöst wird. Reiben und Lecken nützt in diesem Fall nichts, es wird schlicht und ergreifend nach einiger Zeit nur unangenehm.

Der Auslösepunkt für den Orgasmus bei der Frau (G-Punkt-Orgasmus) kann genetisch auch so tief in der Vagina liegen, dass eine Stimulation durch den eingeführten Penis ebenfalls nicht möglich ist. Ausgelöst werden kann der Orgasmus in diesem Fall durch Kontraktion des Unterleibes und Zusammenpressen der Schenkel. Vielleicht ist das ja Ihre Form, zum Orgasmus zu kommen?

Sie schreiben, dass Sie bei der Selbstbefriedigung kein Problem haben, zu einem Orgasmus zu kommen. Nur gemeinsam mit Ihrem Freund haben seien Sie „unfähig zum Orgasmus“.

Das macht aus sexualtherapeutischer Sicht keinen rechten Sinn. Warum integrieren Sie beide in Ihr sexuelles Spiel neben dem Koitus nicht auch Ihre Selbstbefriedigung? Nirgendwo steht geschrieben, dass Sie Ihren Orgasmus unbedingt während des Koitus bekommen müssen.

Gemeinsamer Orgasmus-
auch unabhängig vom Koitus

Sie haben vollkommen recht, dass es schade ist, wenn Sie mit Ihrem Freund keinen Orgasmus erleben.

Wenn Sie aber vor oder nach dem Koitus (oder auch davor und danach) sich selbst in Gegenwart Ihres Freundes zum Orgasmus bringen, dann ist das genauso sehr ein gemeinsamer Orgasmus.

Es ist schade, wenn Sie sich erst durch den Koitus mit Ihrem Freund sexuell erregen lassen, dann Ihr Freund selber zum Orgasmus kommt, und Sie zuletzt auf Ihren Orgasmus verzichten.

Unfähig zum Orgasmus-
eine zweite störende Norm

Aber da gibt es möglicherweise noch eine zweite Norm, die Sie daran hindert, Ihren individuellen Orgasmus ins gemeinsame sexuelle Zusammenspiel zu integrieren. Sie schreiben, dass Sie bei Ihrem Orgasmus „an alles Mögliche denken, nur nicht an ihn“.

Auch hier die Frage: Wo steht geschrieben, an was oder wen Sie bei Ihrem Orgasmus zu denken haben? Selbst wenn Sie beide während Ihres sexuellen Zusammenspiels zur Steigerung Ihrer Erregung jeweils an irgendwelche sexuell aufregenden Filmstars denken würden- es bliebe immer noch Ihr gemeinsames sexuelles Zusammenspiel (und nicht das mit den Filmstars in Ihren Köpfen!).

Gönnen Sie sich beide während des Sex die Gedanken, die Ihnen jeweils gerade gefallen- und Ihr gemeinsamer Sex wird dadurch nur gewinnen.

Wenn Sie weitere Fragen haben, können Sie sich gern nochmals an mich wenden.
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Weiblicher Orgasmus-
jede Frau ist anders
Noch nie Orgasmus erlebt-
und das als Frau mit 38
Kein Orgasmus beim Koitus- Bin ich frigide?
Unfähig
zum Orgasmus?

 

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Onanie und Masturbation

Onanie als Schlafmittel – Ist das krank?

Onanie als Schlafmittel-
Anzeichen für Sexsucht?

Eine möglicherweise blöde Frage: Ich onaniere relativ oft und das macht mir Spaß. Es kommt auch vor, dass ich weniger aus Lust onaniere, sondern aus Langeweile, sozusagen als Freizeitbeschäftigung.

Seit ein paar Monaten onaniere ich außerdem vorm Einschlafen, weil ich unmittelbar nach einem Orgasmus wunderbar einschlafen kann.

Jetzt frage ich mich: Ist das normal oder bin ich schon sex-(onanie)-süchtig?

Thomas R.. (Name geändert)

Onanie als Schlafmittel-
ohne Risiken und Nebenwirkungen?

Hallo Thomas,

Onanie macht Ihnen Spaß- und jetzt haben Sie auch noch entdeckt, dass Ihnen Onanie beim Einschlafen hilft. Nun machen Sie sich Sorgen, ob sie deswegen sexsüchtig sind.

In meinem Artikel „Wie erkennt man Pornosucht?“ habe ich ein paar Kriterien zusammengestellt, was Suchtverhalten auf sexuellem Gebiet bedeuten könnte.

Wichtigstes Kriterium für eine Sucht ist: Der Betroffene muss darunter leiden. Das scheint nach Ihrer Schilderung nicht der Fall zu sein- damit wäre das Thema Sucht bereits vom Tisch.

Körperliche Schädigungen durch Onanie sind wissenschaftlich nicht bekannt, also auch darüber brauchen Sie sich nicht weiter Gedanken zu machen.

Bleibt noch die Frage, ob Sie darunter leiden, dass durch Ihre Onanie tagsüber andere Ihrer Interessen zu kurz kommen oder dass Ihre Sozialkontakte dadurch eingeschränkt sind. Oder ob Sie sich durch Onanie in der Öffentlichkeit möglicherweise selbst juristisch in Gefahr bringen.

Wenn Sie auch diese Fragen verneinen können, ist Ihr Gebrauch von Onanie vollkommen unproblematisch und sogar gesund.

Andere Menschen nehmen zum Einschlafen Tabletten, die der Gesundheit ernsthaft schaden können oder sogar in die Abhängigkeit führen. Sie haben ein Mittel gefunden, das völlig harmlos ist und Sie „wunderbar einschlafen“ läßt. Was kann man sich Besseres wünschen?

Wenn Sie weitere Fragen haben, können Sie sich gern nochmals an mich wenden.
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

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Erektionsstörung und Erektionsprobleme Sexuelle Probleme

Ejakulationsprobleme beim Koitus

Ejakulationsprobleme-
Mein Freund kommt einfach nicht

Ich und mein Freund sind seit über zwei Jahren zusammen. Zu Beginn unserer Beziehung hatte er eine Vorhautverengung und kam nur zum Orgasmus, wenn er selbst neben mir onanierte. Das heißt, die Erektion funktionierte, von meiner Seite habe ich den Koitus genossen, bin auch immer zum Orgasmus gekommen. Nur bei ihm gibt es jedes Mal diese Ejakulationsprobleme. Er schafft es einfach nicht, selber zu kommen…

Er selber meinte, dass ihn das gar nicht groß stören würde, er würde auch so unseren Sex genießen, und es würde ihm genügen, mich im Koitus zu befriedigen und es sich danach selbst zu besorgen.

Ich selbst bin nicht darüber glücklich, immer nur alleine meinen Orgasmus zu haben. Dazu dann die Selbstzweifel: Findet er mich attraktiv genug? Bin ich für ihn überhaupt die richtige Frau?

Schließlich hat er sich dann vor einem Jahr beschneiden lassen. Das Ergebnis: null. Er schafft es weiterhin, nur durch Selbstbefriedigung zum Orgasmus zu kommen.

Dabei habe ich alles ausprobiert: nicht nur den Koitus, sondern auch oral oder per Hand. Da geht einfach nichts. Ich bin deswegen ziemlich verkrampft und habe jetzt auch keine Lust mehr, selbst einen Orgasmus beim Koitus zu bekommen, solange da bei ihm nichts läuft. Und das obwohl ich früher jedes Mal bei ihm gekommen bin.

Ziemlich schade das Ganze, weil der Rest unserer Beziehung hervorragend läuft, wir uns sehr lieben und eigentlich sogar heiraten wollen.

Mittlerweile haben wir aber beide Angst, unser Sexproblem nicht mehr lösen zu können. Vielleicht sind wir einfach nicht füreinander geschaffen… Vielleicht wäre es besser, sich jetzt zu trennen als zu heiraten. Oder ob Sie als Sexualtherapeut uns helfen könnten, das Problem abzustellen?

Silke K.. (Name geändert)

Ejakulationsprobleme-
das Märchen vom gemeinsamen Orgasmus

Hallo Silke,

seit über zwei Jahren sind Sie mit Ihrem Freund zusammen. Sie beide lieben sich und wollen heiraten. Einziges Hindernis: beim Sex hat Ihr Freund beim Koitus Ejakulationsprobleme. Was Sie auch ausprobieren, er bekommt den Orgasmus nur, wenn er selbst Hand anlegt.

Wo liegt das Problem?

Aus therapeutischer Sicht bin ich versucht, als erstes zu sagen: Na und? Wo liegt denn das Problem?

Offensichtlich gehören Sie beide zu den Opfern der Vorstellung, gemeinsamer Sex könne nur dann guter Sex sein, wenn beide Partner gleichzeitig im Koitus zum Orgasmus kommen.

Auch wenn diese Vorstellung sehr weit verbreitet ist: sie ist trotzdem schlicht und ergreifend falsch. Wissenschaftliche Studien haben immer wieder aufgezeigt: Der gleichzeitige Orgasmus beider Partner im Koitus ist eine Form des Sex, die eher selten ist.

Bei den meisten Paaren erleben die beiden Partner den Orgasmus nacheinander, wobei es manchmal nur die Frau ist, die den Orgasmus beim Koitus erlebt, manchmal nur der Mann, manchmal beide beim Koitus nacheinander, manchmal beide nicht beim Koitus.

Alle Menschen sind verschieden,
alle Paare sind es auch

Aus sexualtherapeutischer Sicht ist einzig entscheidend, dass Sie beide in der Lage sind, beim Sex zum Orgasmus zu kommen. Mit welcher Technik und in welcher Stellung, ob gleichzeitig oder nacheinander, das ist völlig unerheblich. Wenn Sie beide zum Sex zueinander kommen, ist jeder Orgasmus, den einer von Ihnen beiden erlebt, ein gemeinsamer Orgasmus– sogar, wenn Sie voreinander masturbieren.

Viele Paare erleben es sogar als einen Vorzug, wenn die Partner nicht gleichzeitig zum Orgasmus kommen: auf diese Weise kann jeder sowohl den eigenen Orgasmus wie auch den des anderen bewusster genießen.

Und falls Sie sich fragen, wo denn Ihr Part sein soll, wenn sich Ihr Freund nach dem Koitus selbst befriedigt: Dann fragen Sie ihn doch, wie Sie dabei beteiligt sein können: wo Sie ihn streicheln, festhalten, drücken können… Der Mensch hat viele erogene Zonen: Wenn sie gemeinsam danach suchen, werden sie bestimmt herausfinden, was Ihr Beitrag sein kann, wenn Ihr Freund seinen Orgasmus bekommt.

Ejakulationsprobleme beim Koitus-
kein Ehehindernis

Ejalulationsprobleme hat Ihr Freund übrigens nicht: weder vor, noch nach seiner Operation. Denn offensichtlich kommt er ja jedes Mal beim Sex- wenn auch nicht beim Koitus. Deshalb brauchen Sie sich auch keine Sorge um seine „Ehefähigkeit“ zu machen. Wenn Sie einmal gemeinsame Kinder haben möchten, kann er auch nach seinem Orgasmus den Penis in Ihre Scheide einführen: Auch dadurch gelangt genug Samenflüssigkeit in Ihren Körper, dass Sie davon schwanger werden können.

Möglicherweise reichen ja bereits diese Informationen, um Ihnen den Schlüssel zu einem glücklichen Sexualleben in die Hand zu geben: Machen Sie einfach so weiter wie bisher, genießen Sie beide Ihre Orgasmen und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen durch irgendwelche Vorstellungen, wie Sex „eigentlich“ zu sein hat. Denn darum geht es gar nicht: Es geht um Ihren Sex und darum, wie Sie beide diesen Sex genießen können.

Für Ihren Freund scheint die Technik des Onanierens nach dem Koitus keine Probleme zu bereiten. Bleiben also die Fragen:

  • Was ist es, was Sie beim Sex und bei Ihrem Orgasmus benötigen?
  • Ist die Vorstellung, unbedingt den gemeinsamen Orgasmus beim Koitus erleben zu müssen, bei Ihnen so tief verwurzelt, dass Sie deswegen den Sex mit Ihrem Freund nicht mehr genießen können?

Sollte letzteres der Fall sein, könnte Ihnen tatsächlich der Besuch beim Sexualtherapeuten helfen.

Ejakulationsprobleme-
Wie der Sexualtherapeut helfen kann

Wenn Sie zusammen mit mir an Ihrem Problem arbeiten wollen, wird es allerdings weniger darum gehen, welche Techniken Ihr Freund erlernen muss, um beim Koitus zum Orgasmus zu kommen (auch wenn ich Ihnen dazu, so Sie es wünschen, durchaus den einen oder anderen Trick zum Ausprobieren vorschlagen kann).

Viel wichtiger wird es sein, dass Sie beide darauf achten, was beim Sex Ihre eigenen Bedürfnisse und die Bedürfnisse Ihres Partners sind und wie sie sich gegenseitig am besten beim Ausleben dieser Bedürfnisse unterstützen können.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Uesachen
für Erektionsprobleme

Ejakulationsprobleme
Mein Freund kommt nicht

Was ist eigentlich
Impotenz?
Erektionsprobleme- wenn
die Frau zu kurz kommt
Erektionsstörung?
Ich will
mehr Sex als sie
Vorzeitiger Samenerguss-
Ejaculatio praecox
Erektionsstörung
und Versagensangst
Erektionsstörung?

 

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Beziehungsprobleme

Zu hässlich für Sex?

Zu hässlich für Sex:
Wie umgehe ich den Sex mit meinem neuen Freund?

zu hässlich
Ich, weiblich, 42 Jahre alt, ziemlich übergewichtig und seit fast 12 Jahren (wieder) Single, habe endlich einen Mann kennengelernt, mit dem ich mich seit ein paar Wochen regelmäßig in der Freizeit treffe (Essengehen, Kino, Spaziergänge).

Je mehr wir uns näher kommen, desto stärker werden die inneren Widerstände bei mir gegen diese Beziehung. Ich habe regelrecht Angst davor, dass er mir vorschlägt, bei ihm oder bei mir über Nacht zu bleiben. Ich fühle mich wegen meiner Körperfülle regelrecht häßlich und kann mir nicht vorstellen, dass ihn an mir körperlich irgendetwas reizen kann. Einmal habe ich ihn sogar schon abblitzen lassen, als er mir vorgeschlagen hat, gemeinsam über ein Wochenende wegzufahren. Allerdings habe ich ihm nicht offen gesagt, warum, sondern irgendwelche Termine vorgeschoben.

Er sagt zwar immer wieder, dass er mich auch körperlich attraktiv findet, und macht mir Komplimente, zum Beispiel, dass er meine Haare hübsch findet oder meinen neuen Pullover. Richtig glauben kann ich ihm das allerdings nicht. Aber hat mich ja auch noch nicht nackt gesehen… Ich bin da natürlich etwas traumatisiert; schließlich hat mein letzter Freund bei einem Streit zum Abschied gesagt, dass ich mich nicht zu wundern brauche, wenn ich mit meinem Aussehen niemals wieder einen Mann finde.

Andererseits kann es bei meinem neuen Verehrer ja so schlimm nicht sein, weil er keine Anstalten macht mich fallen zu lassen. Ich habe ihm sogar von der Äußerung meines Exfreunds erzählt- und er meint, dass ich diesen Schwachsinn doch möglichst bald vergessen soll.

Er selbst will offenbar, dass wir uns (auch körperlich) näher kommen. Wir verstehen uns wirklich sehr gut, und ich finde ihn auch total nett. Er ist selber sogar das, was man einen gutaussehenden Mann nennen könnte… Ich könnte also wegen seines Interesses an mir einfach nur geschmeichelt sein.

Zu hässlich für Sex:
Eine Beziehung auch ohne Sex?

Was ihm selber bereits aufgefallen ist, dass ich mich immer weniger attraktiv kleide, wenn wir uns treffen. Gerade zur Anfangszeit unseres Kennenlernens, als ich an Sex noch gar nicht gedacht habe, war ich da sogar mutiger gewesen als in den Jahren zuvor. Jetzt bin ich wieder in meinen „Graues-Mäuschen“-Stil zurückgekehrt. Ich könnte es einfach nicht ertragen, auffällig durch die Straßen zu laufen und dann die Blicke der Leute spüren zu müssen, die sich denken: Zu was hat sich denn die Dicke da herausgeputzt?

Wenn es trotzdem zu Sex kommen sollte, wird das für mich eine ziemliche Überwindung sein. Die ganze Zeit werde ich das Gefühl haben: Es wird das erste und letzte Mal sein! Jetzt hat er dich gesehen, und ab diesem Tag wird er überlegen, wie er es dir schonend beibringt, dass er dich wieder fallenlassen kann.

Ich denke schon darüber nach, ob ich ihm vorschlagen soll, dass wir eine Beziehung ohne Sex führen, und ich es ihm gestatte, sich hin und wieder anderswo sexuell zu befriedigen, vielleicht bei einer Prostituierten. Schließlich weiß auch ich, dass man(n) seinen Trieb nicht unendlich unterdrücken kann.

Es wäre toll, wenn unsere Beziehung irgendwie auch ohne Sex überleben könnte…

Melanie L. (Name geändert)

Zu hässlich für Sex-
das Ende der Beziehung?

Hallo Melanie,

Sie haben einen Mann kennengelernt, die Ihnen gefällt und der umgekehrt auch an Ihnen Interesse zeigt- aber seitdem das Thema Sex im Raum steht, haben Sie Angst, er könnte Sie wegen mangelnder Schönheit Ihres Körpers wieder fallenlassen, sobald er Sie nackt gesehen hat.

Das Problem findet in Ihrem Kopf statt

Das Problem, das Sie haben, findet zunächst ausschließlich in Ihrem Kopf statt. Sie sind es, die sich die Szene vorstellt, wie Sie sich ausziehen und wie Ihr neuer Freund Sie wegen Ihres Körpers ablehnt. Dabei könnte es auch genau anders ablaufen: Sie ziehen sich aus, und Ihr Freund ist von Ihnen sogar noch begeisterter als zuvor, da ihm „Rubens-Frauen“ besonders gut gefallen. Das ist nicht einmal ganz unwahrscheinlich. Denn auch wenn Sie sich bisher noch nicht nackt begegnet sind: Völlig verborgen dürften ihm Ihre Körperformen auch jetzt schon nicht geblieben sein.

Sollte er also Frauen mit etwas üppigeren Körperformen komplett ablehnen, würde er Ihnen sicherlich keine sexuellen Avancen machen! Sie können davon ausgehen, dass er tatsächlich meint, was er über die abfällige Bemerkung Ihres Exfreundes gesagt hat: Er findet es Schwachsinn, wenn man Sie für hässlich hält.

Damit sollte das Problem eigentlich vom Tisch sein.

Eine Beziehung ohne Sex?

Aber vielleicht gibt es ja noch eine zweite, etwas verstecktere Ebene? Denn all das, was ich bisher geschrieben habe, ist Ihnen an und für sich sowieso klar.

Seien Sie mir also nicht böse, wenn ich aus psychotherapeutischer Sicht noch einmal weiter nachfrage: Könnte es sein, dass Sie das Problem, Sie seien zu hässlich für Sex, möglicherweise nur vorschieben? Dass Sie sich vielleicht sogar genau das wünschen, was Sie mir (und auch ihm) als Notlösung präsentieren wollen: nämlich mit ihm eine Beziehung ohne Sex einzugehen?

Auch wenn Sie möglicherweise überrascht sind von dieser Deutung, könnte es sich doch lohnen zu prüfen, ob da nicht doch etwas dran ist- vielleicht auch gemeinsam mit einem Therapeuten.

Immerhin sprechen gleich drei Punkte in Ihrer Schilderung dafür, dass Sie sich die Beziehung wünschen, aber keinen Sex:

  • Sie kleideten sich zu Anfang attraktiver als sonst, um ihn anzuziehen und seine Freundschaft zu gewinnen. Sobald aber die Gefahr körperlicher Initimität drohte, sind Sie zum „Graues-Mäuschen-Stil“ zurückgekehrt.
  • Sie malen sich eine (in der Realität sehr unwahrscheinliche) Szene aus, in der Ihr Freund, nachdem er Sie nackt gesehen hat, von sich aus auf den Sex verzichtet. In dieser Fantasie müssen Sie selbst nicht aktiv sagen, dass Sie es sind, die keinen Sex haben will.
  • Sie stellen sich vor, ihm für sein Sexbedürfnis eine Prostituierte zu gönnen, und schreiben: Es wäre toll, wenn unsere Beziehung irgendwie auch ohne Sex überleben könnte...

Warum kein Sex?

Wenn da irgendetwas dran sein könnte, hieße die nächste Frage:
Und warum wünschen Sie sich diese Beziehung und gleichzeitig, dass in dieser Beziehung kein Sex stattfindet?

Um die Gründe herauszufinden, warum das so sein könnte, wäre es nötig, Ihrer Geschichte noch etwas ausführlicher nachzugehen. Mögliche Nachfragen wären:

  • Welche Erfahrungen haben Sie bisher in Ihrem Leben mit Sex gehabt?
  • Heben Sie eigene sexuelle Wünsche? Wenn ja, welche?
  • Welche Wünsche haben Sie in Bezug auf Ihre neue Partnerschaft?
  • Welches Mass an Nähe und Intinimtät wäre für Sie OK?
  • Welche (sexuellen) Wünsche Ihres neuen Freundes können Sie erfüllen, welche nicht?

Sinnvoll und wichtig wäre es, wenn Sie über diese Punkte auch direkt mit Ihrem Freund reden- sonst wird er kaum verstehen, was bei Ihnen im Kopf gerade so vorgeht. Es besteht die Gefahr unötiger Missverständnisse, die zur Gefahr für Ihre Partnerschaft werden können: so zum Beispiel, dass er die Ablehnung gemeinsamer Wochenenden als Desinteresse an seiner Person interpretiert.

Sollte es Ihnen schwerfallen, über solche Themen mit Ihrem Freund zu sprechen, könnte es sinnvoll sein, wenn Sie sich gemeinsam ein paar Sitzungen bei einem Therapeuten gönnen.

Wenn Sie weitere Fragen haben, können Sie sich gern nochmals an mich wenden.
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Ps: Vgl. auch das Interview Nacktheit und Körperideal.